Bio Schweinefleisch von Familie Mader
Woher kommt das Bio-Schweinefleisch auf meinem Teller? Wir waren zu Besuch bei unserem Nachbarn, Michael Mader.
Mit Johanna im Kinderwagen sind es exakt 15 Minuten, die ich zu Fuß zu Michael Mader spaziere. Während ich noch die Mama-Schweine mit ihren Ferkeln in ihren Buchten im Freien bestaune, kommt mir Michael schon entgegen und führt mich in das Herzstück seines Betriebes: den 2020 nach eigenem Konzept gebauten Schweinemaststall. Es ist luftig, durch die riesengroßen Fenster blicke ich auf die Felder und Wiesen dahinter. Die Schweine laufen kurz weg, als sie mich bemerken, rasten dann aber wieder entspannt und ruhig weiter.
Michael, bitte erzähl mir etwas über deinen Schweinestall!
Bevor ich 2020 den Stall gebaut habe, habe ich mich intensiv mit den Bedürfnissen einer Wildsau auseinandergesetzt. Die Wildsau liebt es, im Waldboden zu wühlen, sie frisst vom Boden. In jedem Schweinestall gibt es allerdings Tröge. Ich habe mir deshalb in meinem Stall ein eigenes Konzept überlegt, wie die Schweine diesem Urinstinkt nachgehen können. Ich wollte auch den Wald im Stall abbilden und habe unter dem Stroh noch Rinden im Untergrund von einem 800 m entfernten Sägewerk. Und sie können sogar im unteren Teil der Bucht gemeinsam baden.
Was bekommen die Schweine zu fressen?
Mein Bio-Futter besteht aus 14 Komponenten, individuell für meine Schweine zusammengestellt. Sie bekommen 10 verschiedene Früchte, Bio-Getreide und Hülsenfrüchte, aber auch Futterreste. Hirse aus der Lebensmittelverarbeitung, aber auch die Bio-Linsen-Reste vom Wiesinger, von dem ihr im Hotel auch die Linsen und Kichererbsen aus dem Weinviertel geliefert bekommt. Mais bekommen nur die Muttersauen und die kleinen Ferkel. Die Ferkel bekommen auch getrockneten Apfeltrester. Die Pektine darin sind gut für die Darmgesundheit der Tiere. Und der Trester kommt von Familie Reikersdorfer. Ihr bekommt den Baronmost, wir den Trester – der Kreislauf schließt sich. Und dann dürfen wir noch die alten Brot-Reste von euch aus dem Hotel verwerten.
Wie alt wird ein Mastschwein bei dir?
Meine Schweine werden etwa 8–9 Monate alt. Das ist 3-mal so alt wie in der konventionellen Tierhaltung. Ich habe auch viele verschiedene Rassen, darunter Duroc- und Iberico-Schweine. Sie wachsen noch langsamer und haben viel intrazelluläres Fett. Durch mein Futtersystem habe ich auch bessere Fleischqualität, das Fleisch ist wesentlich magerer. Die Muttersauen werden etwa 4 Jahre alt.
Du bist ein sogenannter „geschlossener Betrieb“ – die Ferkel werden bei dir geboren, leben mit ihren Mamas und kommen dann in Gruppen in den großen Stall.
Ja, auch hier habe ich mir angesehen, wie es in der Natur abläuft. Auch in der Natur zieht sich die Sau für die Geburt zurück und kehrt dann nach etwa 2 Wochen mit ihren Ferkeln zur Gruppe zurück. Dann leben die Sauen mit ihren Ferkeln gemeinsam, die Ferkel lernen einander kennen und leben dann in den Gruppen weiter zusammen. Alle Schweine im Maststall haben einen Ringelschwanz, gegenseitiges Schwanzbeißen gibt es bei mir nicht. Ich füttere sie 4-mal am Tag, und dazwischen haben sie die gleichen Schlafphasen und sind sehr entspannt.
Am Weg hierher fällt einem auch die große Photovoltaik-Anlage am Dach auf.
Genau, in den ersten Lebenswochen brauchen die Ferkel es sehr warm. Hier kann ich mit Sonnenstrom und einem großen Speicher den Großteil der Energie selbst erzeugen.
Ich merke schon, du hast dir so unglaublich viel für deinen Betrieb überlegt. Auch in den Fachmedien wird regelmäßig über dich berichtet.
Ja, mit einem Stallhersteller patentiere ich gemeinsam mein Stallkonzept. Das Wichtigste ist mir einfach, dass meine Schweine gesund groß werden und ich eine möglichst nachhaltige Landnutzung betreibe. Ich arbeite zum Beispiel pfluglos mit Dämmen. So bleibt der Wasserhaushalt und die Bodenlebewesen im Gleichgewicht. Außerdem habe ich eine 10-Felder-Fruchtfolge, nur alle 10 Jahre kommt dieselbe Kultur auf dasselbe Feld.
Lieber Michael, ich bin begeistert! Was du in so unmittelbarer Nähe zur Kothmühle auf deinem Betrieb umsetzt. Weiter so und alles Gute für Magdalena, dich und die gesamte Familie!
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Fotocredit: RelaxResort Kothmühle