So schmeckt Geschichte – der Ostarrichistrudel aus dem Mostviertel
Der Ostarrichistrudel vereint Apfel-, Topfen- und Zwetschkenstrudel in einem Rezept – inspiriert von der 1000-jährigen Geschichte Neuhofens, der „Wiege Österreichs“. Tradition, die man sich auf der Zunge zergehen lassen kann.
Wenn wir an Strudel denken, tauchen sofort Bilder von knusprigem Apfel- oder cremigem Topfenstrudel auf. In meiner Kindheit gab es aber noch eine ganz besondere Spezialität: den „ausgezogenen Strudel“. Gebacken im Email-Reindl, gefüllt mit Äpfeln, vielen Bröseln und süßen Dörrzwetschken – und kurz vor dem Servieren mit heißer Milch übergossen. Ein einfaches, aber himmlisches Stück Kindheit. Heute darf ich euch ein Rezept von einer Strudelvariation vorstellen, die nicht nur köstlich ist, sondern auch ein Stück österreichische Geschichte erzählt: den Ostarrichistrudel.

Wo alles begann – Neuhofen an der Ybbs, die Wiege Österreichs
Unsere Gemeinde Neuhofen an der Ybbs ist historisch bedeutender, als es auf den ersten Blick scheint. Hier wurde im Jahr 996 von Kaiser Otto III. die berühmte Ostarrichi-Urkunde ausgestellt – die erste urkundliche Erwähnung Österreichs. Darum wird Neuhofen auch liebevoll als „Wiege Österreichs“ bezeichnet. Wer tiefer in diese spannende Geschichte eintauchen möchte, sollte unbedingt den Ostarrichi Kulturhof direkt im Ortszentrum bei der Pfarrkirche besuchen – ein kleines Museum mit großer Wirkung.
Der Strudel, der Geschichte schrieb
Zum 1000-jährigen Jubiläum im Jahr 1996 fand in Neuhofen die Niederösterreichische Landesausstellung statt. Zu diesem Anlass wurde ein ganz besonderes Menü kreiert: das Ostarrichi-Menü – mit dem legendären Ostarrichistrudel als süßem Höhepunkt. Unser Serviceleiter Dietmar erinnert sich noch heute mit leuchtenden Augen an diese Zeit. Unzählige Strudel wurden serviert, gefeiert – und sogar in der ORF Sendung „Meisterkochen“ präsentiert.
Eine süße Hommage
Heute holen wir dieses Stück Geschichte zurück in unsere Küche. Gemeinsam mit unserer ruhigen, aber sehr talentierten Patissière Dora lassen wir den Ostarrichistrudel wieder aufleben. Das Besondere daran? Er vereint gleich drei Klassiker in einer einzigen Strudelkreation: Apfelstrudel Topfenstrudel Zwetschkenstrudel. Eingehüllt in feinen Blätterteig entsteht ein Strudel, der Tradition mit Genuss verbindet – außen knusprig, innen fruchtig, cremig und aromatisch. Ein Stück Geschichte, das auf der Zunge zergeht.
Der Ostarrichistrudel

Zubereitung
1. Apfelfülle (linke Seite):
Äpfel schälen, schneiden, mit Zucker & Zimt vermengen. Brösel in Butter anrösten und unter die Apfelmasse mischen.
Diese Masse auf der linken Teighälfte länglich auftragen.
2. Topfenfülle (rechte Seite):
Topfen mit Zucker, Vanillezucker, Eigelb & einem Löffel Rahm cremig rühren.
Diese Masse auf der rechten Teighälfte verteilen – parallel zur Apfelschicht.
3. Zwetschken (mittig):
Ganze Dörrzwetschken ohne Kern Sie werden genau mittig – auf der Nahtstelle zwischen Apfel und Topfen – aufgelegt, wie eine Linie Zwetschken auf dem „Gipfel“ der beiden Füllungen. Einrollen & Backen:
Tipp: Teigabschluss – für Muster & Extra-Knusprigkeit
Zum Schluss, bevor der Strudel eingerollt wird:
1. Am oberen Rand des Blätterteigs (dort, wo später der Strudel zu Ende gerollt wird) – wird ein etwa 4–5 cm breiter Teigstreifen freigelassen.
2. Dieser Teigrand wird dann der Länge nach in ca. 1,5 cm breite Streifen eingeschnitten.
3. Der Strudel wird wie gewohnt eingerollt (Apfel links, Topfen rechts, ganze Zwetschken mittig).
4. Sobald der Strudel fertig gerollt ist, werden jeder zweite Teigstreifen nach oben bzw. zur Seite umgeklappt – es soll ein schönes Muster ergeben.
5. Dadurch entsteht beim Backen ein schönes dekoratives Muster, der Strudel bekommt mehr Oberfläche zum Bräunen. Mit Ei bestreichen und bei 180 °C ca. 35–40 Minuten backen.
Serviertipp
- Am besten noch warm genießen mit feinem Staubzucker bestreuen.
- Wer es wie früher liebt: etwas heiße Milch oder Vanillesauce darüber gießen.
- Dazu passt hervorragend: ein Glas Gourmetmost, Birnensaft oder aromatischer Bio-Kaffee von Barista vom Berg.
Rezept zum Download und Drucken:
Ostarrichistrudel
Mehr zu Kulinarik und Genuss >>
Vanillekipferl - Butter oder Margarine? >>
Fotocredits: RelaxResort Kothmühle